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Haushalt und Geschlechter

KI und die unsichtbare Last der Care-Arbeit


Neulich habe ich mit ChatGPT über die Aufgabenverteilung in einer Partnerschaft gesprochen und war überrascht, wie stark die Antworten von traditionellen Rollenbildern geprägt waren. Das hat mich dazu inspiriert, tiefer in das Thema einzutauchen und zu untersuchen, wie KI die unsichtbare Last der Care-Arbeit sieht.

Die Geschichte von Peter und Paula


Ich habe ChatGPT die Geschichte von Peter und Paula erzählt:

Peter und Paula leben in einer Beziehung, in der beide viel arbeiten. Sie haben beide eine 40-Stunden-Woche und planen, gemeinsam ein Haus zu kaufen. Beide pflegen ihre Hobbys und Freundschaften. Hinzu kommen ihre Eltern: Sowohl Peters Mutter als auch Paulas Eltern brauchen mindestens einmal die Woche Hilfe, möchten etwas unternehmen oder einfach „nur“ zum Kaffee und Kuchen mit ihren Freunden gehen. Da sie älter sind, fahren sie nicht mehr alleine. Peter spielt leidenschaftlich gern Fußball, geht freitags zum Training und hat sonntags ein Spiel. Paula besucht montags eine Stunde Yoga und trifft sich donnerstags alle zwei Wochen mit zwei Freundinnen, um gemeinsam zu essen und ins Kino zu gehen. Sie haben keine Kinder.

Während Peter seinem Sport nachgeht, kümmert sich Paula regelmäßig freitags und sonntags um ihre Eltern und Peters Mutter. Beide haben ungefähr gleichwertige Jobs, doch die Arbeitsbelastung ist ungleich verteilt: Peter bringt zwar den Müll raus, mäht den Rasen, kümmert sich um die Hecke und räumt den Garten auf, aber Paula übernimmt den täglichen Haushalt – sie kocht, wäscht und putzt. Sie fühlt sich oft müde und überfordert, hat wenig Lust auf körperliche Nähe und ist erschöpft. Peter versteht das nicht und scheint Paulas Arbeit nicht zu sehen. Seiner Meinung nach kümmern sie sich ja beide um den Haushalt und arbeiten beide Vollzeit.

ChatGPTs Antworten und der Bias


Als Antwort hat ChatGPT dann Folgendes gegeben:

Die Beziehungssituation von Peter und Paula verdeutlicht einige Herausforderungen, die typisch in Partnerschaften auftreten, wenn es um Gleichberechtigung und Arbeitsbelastung geht. Hier ein Überblick über relevante Aspekte, die sowohl aus theoretischen Perspektiven als auch in vielen Alltagssituationen eine Rolle spielen:

Arbeitsaufteilung und Gleichberechtigung: Auch wenn beide Vollzeit arbeiten, übernimmt Paula einen deutlich höheren Anteil an Haushalt und Pflege der Eltern. Sie kümmert sich um tägliche Haushaltsaufgaben wie Kochen und Putzen und zusätzlich um die Pflege ihrer Eltern und Peters Mutter, während Peter seine Freizeitaktivitäten ungehindert verfolgt. Diese ungleiche Verteilung spiegelt stereotype Rollenbilder wider, in denen Frauen oft die Hauptverantwortung für den Haushalt tragen.

Psychische Belastung und Erschöpfung: Paula fühlt sich oft müde und überfordert, was bei einer Doppelbelastung durch Beruf und Haushalt nicht ungewöhnlich ist. Diese Erschöpfung kann auch andere Lebensbereiche wie Intimität und Freizeitgestaltung negativ beeinflussen. Studien zeigen, dass diese Belastung die psychische Gesundheit und die Beziehungszufriedenheit beeinträchtigen kann.

Kommunikation und Wahrnehmung von Arbeit: Peter scheint Paulas zusätzliche Belastung möglicherweise nicht vollständig wahrzunehmen oder zu schätzen, was zu Missverständnissen führen kann. Eine bewusste Kommunikation über die jeweiligen Aufgaben und Empathie für die Belastungen des Partners können helfen, eine gerechtere Aufteilung zu erreichen und das Verständnis füreinander zu fördern.

Gesellschaftliche Erwartungen und Rollenbilder: Die beschriebenen Rollenverteilungen sind oft durch gesellschaftliche Erwartungen geprägt. Stereotype Vorstellungen darüber, wer welche Aufgaben übernimmt, beeinflussen nach wie vor, wie Männer und Frauen ihre Verantwortlichkeiten wahrnehmen und aufteilen. Dieser traditionelle Ansatz ist tief verankert und kann unbewusst zu einer ungleichen Last führen.

Ansatz zur Veränderung der Dynamik: Eine gleichberechtigtere Verteilung kann zur Entlastung führen und die gegenseitige Wertschätzung stärken. Indem Aufgaben neu verteilt und die Bedürfnisse beider Partner berücksichtigt werden, lässt sich die Beziehungszufriedenheit oft erheblich steigern. Selbstreflexion auf beiden Seiten ist dabei wichtig, um die Wahrnehmung der eigenen Privilegien und des Beitrags des Partners zu fördern.

Zusammengefasst zeigt dieses Beispiel die Bedeutung einer bewussten Aufteilung von Aufgaben und offener Kommunikation, um die Zufriedenheit beider Partner zu gewährleisten. Durch Reflexion und gegebenenfalls Anpassung der Rollenverteilung können Peter und Paula eine gesündere Balance finden und ihre Beziehung stärken.

Weitere Empfehlungen von ChatGPT zur Kommunikation

Ich stellte dann die folgende Frage: Was würdest du Paula raten, damit Peter versteht, was das eigentliche Problem ist, ohne dass Peter sich in seinem Ego gekränkt fühlt?

ChatGPTs Antwort lautete:

Um Peter das Problem verständlich zu machen, ohne sein Ego zu verletzen, könnte Paula folgende Ansätze wählen:

Die richtige Atmosphäre schaffen: Paula sollte das Gespräch in einer ruhigen und entspannten Atmosphäre beginnen, etwa bei einem gemeinsamen Abendessen oder bei einem Spaziergang. Ein lockerer Rahmen und eine entspannte Haltung helfen, dass sich Peter weniger in die Defensive gedrängt fühlt.

Ich-Botschaften verwenden: Paula könnte Ich-Botschaften nutzen, um ihre Gefühle und Erfahrungen auszudrücken, ohne Vorwürfe zu machen. Ein Beispiel wäre: „Ich merke, dass ich oft müde und überfordert bin, weil ich viele Aufgaben im Haushalt und bei unseren Eltern übernehme.“ So teilt sie ihre Erlebnisse, ohne Peter direkt verantwortlich zu machen.

Gemeinsame Ziele betonen: Paula könnte Peter ein gemeinsames Ziel vor Augen führen, wie: „Ich möchte, dass wir beide mehr Zeit und Energie für uns und unsere gemeinsamen Hobbys haben. Was denkst du, wie wir das erreichen könnten?“ Dies richtet den Fokus auf die Partnerschaft, und Peter fühlt sich einbezogen statt kritisiert.

Konkrete Beispiele geben und Wertschätzung ausdrücken: Konkrete Hinweise auf Aufgaben können Peter helfen, Paulas Sichtweise zu verstehen, ohne sich überfordert zu fühlen. Paula könnte sagen: „Ich finde es toll, dass du den Garten so gut pflegst und den Müll rausbringst. Das hilft uns beiden. Aber mich fordern die täglichen Haushaltsaufgaben sehr, und ich würde mich freuen, wenn wir hier eine bessere Balance finden könnten.“

Vorschläge für eine Veränderung gemeinsam erarbeiten: Paula könnte Peter ermutigen, eigene Ideen einzubringen, wie sie eine gerechtere Aufteilung finden könnten. So wird seine Meinung wertgeschätzt, und er kann aktiv zur Lösung beitragen.

Perspektivwechsel fördern: Paula könnte Peter bitten, sich vorzustellen, wie es wäre, wenn sie die Rollen tauschen würden, um Verständnis für ihre Belastung zu fördern. Sie könnte sagen: „Wie würdest du dich fühlen, wenn du nach der Arbeit auch noch alle Haushaltsaufgaben übernehmen müsstest?“

Zeit und Raum für Selbstreflexion lassen: Paula könnte das Thema ansprechen und ihm Zeit geben, darüber nachzudenken, anstatt sofort eine Lösung zu erwarten.

Diese Ansätze fördern eine offene und wertschätzende Kommunikation, die Peters Ego nicht angreift und gleichzeitig hilft, das Problem klar und verständlich zu machen.

Eine unerwartete Wendung und ChatGPTs Reaktion


Die Antwort erstaunte mich. Also erzählte ich die Geschichte von Peter und Paula weiter:

Eines Sonntags, als Paula die Eltern von Peter nach Kaffee und Kuchen beim Konditor im Dorf nach Hause gefahren hatte, wurde ihr Auto seitlich von einem Bus gerammt. Paula wurde eingeklemmt und erlitt einen Oberschenkelhalsbruch. Sie durfte sich mindestens sechs Wochen, vielleicht länger, nicht bewegen. Das Leben musste jedoch weitergehen.

Ich fragte ChatGPT: Was hat Peter nun zu tun?

Daraufhin erhielt ich diese Antwort:

Organisation der Pflege und medizinischen Versorgung: Peter sollte sicherstellen, dass Paula die bestmögliche medizinische Versorgung erhält. Dazu gehört, den Kontakt zu Ärzten und Pflegepersonal zu halten, Termine zu koordinieren und gegebenenfalls Pflegepersonal zu organisieren.

Übernahme der Haushaltsführung: Da Paula nicht helfen kann, muss Peter die Verantwortung für den Haushalt übernehmen. Eine Liste der täglichen Aufgaben wie Kochen, Einkäufe, Putzen und Wäsche kann ihm helfen, den Überblick zu behalten.

Unterstützung der Eltern und Transportdienste: Die Betreuung der Eltern muss Peter nun übernehmen. Hier könnte er Fahrdienste oder die Hilfe von Verwandten organisieren.

Aufbau eines Unterstützungsnetzwerks: Freunde, Verwandte oder Nachbarn könnten helfen, bei bestimmten Aufgaben auszuhelfen. Auch eine Haushaltshilfe könnte helfen, um die Belastung zu reduzieren.

Psychische Unterstützung für Paula und sich selbst: Die Situation kann emotional herausfordernd sein, daher sollte Peter regelmäßig mit Paula sprechen, sie motivieren und gegebenenfalls auch für sich selbst Unterstützung suchen.

Zeitmanagement und Prioritätensetzung: Peter sollte Beruf, Haushalt und Pflege organisieren, eventuell flexible Arbeitszeiten oder Homeoffice nutzen.

Geduld und Einfühlungsvermögen: Paula wird stark eingeschränkt sein und braucht Unterstützung. Geduld und Verständnis sind jetzt wichtig.

Langfristige Unterstützung: Da die Genesung mehrere Wochen dauern könnte, ist eine langfristige Planung hilfreich.

Die Erkenntnis über den Bias

Dieser Bias zeigt sich in der unterschiedlichen Behandlung von Paula und Peter: Während Paula lediglich geraten wird, „mit Peter zu reden“, bekommt Peter, als er die Aufgaben übernehmen muss, eine Liste konkreter Handlungsvorschläge und externe Unterstützungsmöglichkeiten. Die Belastung von Paula wird zunächst als individuelles Problem dargestellt, während Peters Überforderung Anlass für umfassende Maßnahmen gibt.

Warum ist das wichtig?

Der Bias spiegelt die gesellschaftliche Realität wider, in der die Arbeit von Frauen im Haushalt und in der Pflege oft unsichtbar bleibt und unterbewertet wird. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, Care-Arbeit anzuerkennen und die Verteilung dieser Aufgaben gerechter zu gestalten.

Was können wir tun?

Bewusstsein schaffen: Darüber sprechen, wie Aufgaben verteilt sind und wer welche Lasten trägt.
Wertschätzung: Die Arbeit im Haushalt und in der Pflege anerkennen und wertschätzen.
Gerechte Verteilung anstreben: Partner*innen sollten Aufgaben gerecht aufteilen und individuelle Belastungen respektieren.
Reflexion: Eigene Annahmen und Vorurteile hinterfragen.
Bias in KI erkennen: KI-Modelle sollten so gestaltet werden, dass sie gesellschaftliche Vorurteile nicht verstärken.

Was lernen wir daraus?

Unsichtbare Care-Arbeit: Die Geschichte zeigt, wie viel Arbeit im Haushalt und in der Pflege steckt, die oft unsichtbar bleibt.
Bias in KI-Modellen: Die Antworten von ChatGPT verdeutlichen, dass auch KI-Systeme von gesellschaftlichen Vorurteilen geprägt sein können.
Gerechte Aufgabenverteilung: In einer gleichberechtigten Partnerschaft sollten Aufgaben unabhängig von Rollenbildern verteilt werden.
Kommunikation und Wertschätzung: Offene Kommunikation und gegenseitige Wertschätzung sind essenziell.

Fazit

Die Geschichte von Peter und Paula und die Antworten von ChatGPT zeigen, wie wichtig es ist, die unsichtbare Last der Care-Arbeit anzuerkennen und zu hinterfragen. Nur so können wir eine gerechtere Gesellschaft schaffen, in der alle Menschen dieselbe Wertschätzung erfahren.

Was meint ihr?

Wie können wir die unsichtbare Arbeit im Haushalt und in der Pflege sichtbarer machen?

Wie können wir KI-Systeme entwickeln, die frei von Bias sind?

Welche Rolle spielen gesellschaftliche Erwartungen und Rollenbilder in unserer Wahrnehmung von Care-Arbeit?

Wie können wir eine gerechtere Aufgabenverteilung in Partnerschaften erreichen?

Wer mehr zu den verschiedenen Themen die in diesem Blogpost angesprochen werden lesen will, findet sie in Kapitel den 1, 3, 5, 9, 12, sowie 4 und 8 in meinem Buch „Sei lieb zu deinen Frauen

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